Herr Arends spricht zur Synode

Mitfühlen, Beistehen, Zuhören

Missionarisch Kirche sein – Landessuperintendent Dietmar Arends erläutert im Bericht des Landeskirchenrates das Wesen und die Aufgaben von Kirche

Kreis Lippe/Detmold. „Wir müssen uns als Kirche mit unserer Mission, unserer Sendung neu auseinandersetzen.

In einer nachchristlichen Gesellschaft, zu der wir mehr und mehr werden, drängt sich diese Frage wieder in den Vordergrund.“ Landessuperintendent Dietmar Arends hat den Bericht des Landeskirchenrates unter das Thema „Missionarisch Kirche sein“ gestellt. Der Bericht thematisiert Ereignisse und Entwicklungen des vergangenen Jahres, gibt Einblicke in Arbeitsbereiche, verdeutlicht Standpunkte und gibt einen ein Ausblick auf Aufgaben und Entwicklungsprozesse in der Landeskirche.

 

Was Mission bedeutet
Arends verweist in diesem Zusammenhang auf die sprachliche Wurzel von „Mission“. Sie liegt in dem lateinischen Wort für „Senden“. Im Johannesevangelium ist das Wort Jesu überliefert: „Wie mich Gott gesandt hat, so sende ich euch“. Der Schweizer Theologe Karl Barth habe schon sehr früh darauf hingewiesen, dass der Begriff der Mission in der Alten Kirche ursprünglich die „Selbstsendung“ Gottes in einem trinitarischen Sinn beschreibe. Arends: „Gemeint ist ursprünglich also die Sendung des Sohnes, von der hier im Johannesevangelium die Rede ist und die Sendung des Heiligen Geistes durch den Vater.“ Dies sei in der Folge missionstheologisch vielfach aufgegriffen worden. Dietmar Arends: „Ich halte den Gedanken der Sendung Gottes für entscheidend bis heute, wenn wir darüber nachdenken, was Mission ist und sein kann. Die Kirche hat eine Mission, denn sie nimmt teil an Gottes Sendung. Aber es ist nicht ihre, sondern Gottes Mission.“

Die Kirche sei Instrument, Zeugin, Gemeinschaft, aber nicht Ursprung dieser Mission. Gottes Mission ziele auf die Versöhnung der Welt, auf das Kommen des Reiches Gottes, auf das Heil der ganzen Schöpfung. Sie gehe damit weit über das Ziel einer individuellen Bekehrung hinaus: „Wenn wir von Mission reden, geht es nicht um unsere Mission, die Mission der Kirche, sondern um die Teilhabe an Gottes ganzheitlichem Handeln an der Welt. Es geht um Versöhnung mit Gott und den Nächsten, es geht um das unbedingte Angenommensein von Gott. Es geht darum, von Gott zu erzählen. Denn Gott trägt das Leben und ist sich nicht zu schade, Mensch zu werden.“

Diese Botschaft gelte es zu teilen im Mitfühlen, im Beistehen, im Zuhören. Wer sich an die Seite der Ausgegrenzten stelle, habe Teil an dieser Mission. Denn in der Teilhabe an Gottes Handeln an der Welt gehe es natürlich auch um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. „Von daher umfasst Mission Evangelisation, Diakonie, Bildung, interkulturelle Begegnung, gesellschaftliches Engagement. Mission würde ich beschreiben damit, Gottes Liebe in der Welt erfahrbar zu machen, und das geschieht auf sehr vielfältige und unterschiedliche Weise.“

 

Zukunftsprozess
Um in Zukunft weiter mit verschiedenen Angeboten für Menschen da sein zu können, befindet sich die Lippische Landeskirche in einem Zukunftsprozess. Verschiedene Prozesse zur Veränderung und Anpassung sind auf dem Weg. Regiolokale Kirchenentwicklung, Interprofessionelle Teams, Organisationsentwicklung, Haushaltskonsolidierung sind Themen, die die Landeskirche in den kommenden Jahren begleiten werden.

Die Erprobungsräume, mit denen in den vergangenen Jahren neue Formen kirchlicher Arbeit getestet wurden, sind abgeschlossen. Im abschließenden Evaluationsbericht heißt es dazu: „Kirche ist in einer immer stärker werdenden Multioptionsgesellschaft nur noch zu einer Option unter vielen geworden, wodurch sie sich von einer klassischen Volkskirche der Mehrheit hin zu einer öffentlich wirksamen Minderheiten- und Missionskirche entwickelt.“  Das greift Landessuperintendent Arends auf: „Die Evaluation macht Mut, hierbei von den ersten Erfahrungen der Erprobungsräume zu profitieren und auf der Basis dieser Erfahrungen Veränderungen zu gestalten. Das Potential, das auch an dieser Stelle in den Erprobungsräumen deutlich geworden ist, sollten wir auch zukünftig nutzen. Wir können aus den Erfahrungen profitieren, wie durch eine Sozialraumorientierung zum Beispiel bei „HBM Chribal“ oder eine zielgruppenfokussierte Arbeit wie im „Zentrum Lichtblicke“ oder eine interkulturelle Öffnung wie bei „Together in Christ“ Menschen erreicht werden können. Wir können davon profitieren, wie sich durch die Musik im „Popkantorat“ neue Zielgruppen erschließen lassen.“

 

Personalentwicklung im Pfarrberuf
Im Bericht geht Dietmar Arends auch auf die Situation der Pfarrstellen ein: „Wir sind in der Lippischen Landeskirche zurzeit in der etwas besonderen Situation, um die uns andere auch beneiden, dass wir fast alle Pfarrstellen besetzt haben. Und wo es Vakanzen gibt, arbeiten Pfarrer und Pfarrerinnen im Probedienst oder im ständigen Vertretungsdienst.“ Dies sei jedoch eine Momentaufnahme. In den nächsten Jahren gehen viele Pfarrpersonen in den Ruhestand. In den nächsten fünf Jahren sind es über 40 Prozent der Pfarrer und Pfarrerinnen, die regulär in den Ruhestand versetzt werden (45 Pfarrpersonen), in den nächsten zehn Jahren sind es 70 Prozent (76 Pfarrpersonen). Arends: „Dass wir zurzeit nicht mit mehr Vakanzen zu tun haben, ist auch der durchaus bitteren Situation geschuldet, dass aufgrund der sinkenden Gemeindegliederzahlen viele Pfarrstellen nicht oder nur anteilig wiederbesetzt werden, wenn Pfarrpersonen in den Ruhestand gehen oder die Gemeinde wechseln. Auch diese Synodentagung wird wieder über die Aufhebung von Pfarrstellen beschließen.“


Kriegsdienstverweigerung – Beratung (KDV-Beratung)
In der Lippischen Landeskirche wird es künftig wieder eine KDV- Beratung geben. Dietmar Arends: „Die anhaltende angespannte Sicherheitslage in Europa hat dazu geführt, dass in den letzten Monaten intensiv über die Frage der Wehrpflicht und darüber, wie der Wehrdienst in der Zukunft gestaltet sein soll, diskutiert wird. Der Zulauf zu den Beratungsstellen, etwa zur Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) ist angestiegen.“

Alle Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seien aufgerufen zu prüfen, wie die kirchlichen Beratungskapazitäten zum Themenbereich KDV erhöht werden können. Ziel sei der Aufbau eines EKD-weiten Netzwerks für die KDV-Beratung in allen Gliedkirchen: „Erfreulicherweise haben sich inzwischen zwei Pfarrpersonen bereiterklärt, die Aufgabe der KDV-Beratung zu übernehmen. Mit weiteren Personen – unter anderem auch emeritierten Pfarrerinnen und Pfarrern – sind wir im Gespräch. So wird der Landeskirchenrat hoffentlich in Kürze eine solche Beauftragung aussprechen können.“

 

Die Synode der Lippischen Landeskirche tagt am Montag, 24., und Dienstag, 25. November, im Landeskirchenamt in Detmold. Der Bericht des Landeskirchenrates steht traditionell am Anfang der zweitägigen Synodaltagung.

 

Lippische Landeskirche

Rund 128.000 Gemeindeglieder
65 reformierte und lutherische Gemeinden (54 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
57 Synodale
Weitere Infos u.a. zu Struktur und Finanzen:

www.lippische-landeskirche.de/transparenz
*Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

www.lippische-landeskirche.de/synode

24.11.2025